Der Zoo Landau freut sich in diesen Tagen ganz besonders über die gelungene Erstnachzucht bei den Von-der-Decken Tokos. Die kleine in Ostafrika verbreitete Nashornvogelart wird seit 2019 im Zoo Landau gehalten. Das aktuelle Zuchtpaar wurde im Frühjahr 2022 zusammengestellt, die Liebe schien zunächst nicht perfekt. Dem noch jungen Weibchen schien das Vertrauen in den männlichen Partner noch zu fehlen – eine Grundvoraussetzung für die gemeinsame Brut von Nashornvögeln. Die Eier werden in einer Baumhöhle abgelegt und insgesamt rund 30 Tage lang vom Weibchen alleine bebrütet. Zum Schutz wird der Eingang der Höhle vom Männchen mit einem Lehmgemisch bis auf einen schmalen Spalt zugemauert, durch den der Partner das Weibchen füttert. Das Weibchen ist während der Brutzeit also allein von der Fürsorge des Männchens abhängig, und dazu braucht es schon eine gute Portion Vertrauen! Zur Überraschung und großen Freude des Zooteams war es in diesem Jahr dann soweit, das Weibchen verschwand in der Bruthöhle, und der Partner kümmerte sich vorbildlich um die Versorgung. Zum errechneten Schlupftermin war aus der Bruthöhle zunächst nichts von möglichen Küken zu hören, stören wollte man aber nicht, um nachzuschauen. Und so hieß es, sich in Geduld zu üben. Üblicherweise verlässt das Weibchen die Bruthöhle nach rund der Hälfte der Zeit, die die Küken zum Flügge-Werden benötigen, dies war am 19. Juni der Fall, und ab da waren dann auch regelmäßig Kükenlaute zu hören. Zu Gesicht bekam das Zooteam die Küken aber noch lange nicht, denn die Bruthöhle wurde bis auf einen Spalt zum Füttern wieder zugemauert und beide Elternteile kümmerten sich nun um den Nachwuchs. Am 8. Juli war es dann am späten Vormittag so weit, das erste Küken hatte die Bruthöhle verlassen! Bis auf die etwas geringere Größe und einen kleineren Schnabel gleichen die Jungtiere den erwachsenen weiblichen Tieren. Zusätzlich zieren weiße Tupfen die schwarzen Flügeldecken. Das Küken ist perfekt befiedert, gesund und fit! Ein zweites Küken wird derzeit noch von Eltern in der Bruthöhle gefüttert, es kann sich nur noch um wenige Tage handeln, bis auch dieses Tier sich zeigt.
Die Nachzucht der Von-der-Decken-Tokos ist in Menschenobhut nicht Gang und Gäbe. In den letzten 12 Monaten ist die Nachzucht nur in zwei von 49 europäischen Zoos, die im Zoological Information Management System (ZIMS), einer internationalen Tierkartei, eingetragen sind, gelungen! Von-der-Decken-Tokos gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) aktuell als nicht bedroht, aber ihr Bestand im natürlich Lebensraum ist abnehmend, und die Art wird in einem Europäischen Ex-situ-Programm (EEP) gemanagt, um eine Reservepopulation in Menschenobhut aufzubauen.
Das Zooteam ist froh und bei dieser heiklen Tierart auch zu Recht ein wenig stolz, dass mit der gelungenen Zucht ein wichtiger Beitrag zum EEP geleistet werden konnte.