Seit einigen Wochen lebt die Sibirische Tigerkatze DÁRIA im Zoo Landau in der Pfalz. Der zunächst recht schüchterne Neuankömmling aus dem ungarischen Debrecen und das Landauer Tierpflegeteam nutzten die Zeit, sich gut kennenzulernen. Die imposante Großkatze konnte sich so an die täglichen Abläufe in der neuen Umgebung gewöhnen. Am heutigen Mittwoch (5. Februar) wurde es nun nochmal spannend, als die Schieber zum reichhaltig strukturierten und ca. 7.000 m² Außengehege zum ersten Mal geöffnet wurden. Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel hatte die zahlreich erschienenen Medienvertrer*innen noch vorgewarnt: „Es kann aber auch sein, dass zunächst ein paar Stunden gar nichts passiert, denn garantieren kann das Zooteam nicht, dass DÁRIA das Angebot überhaupt gleich nutzt, das Außengehege zu erkunden.“ Die siebenjährige Tigerkatze hatte sich bisher als ein eher zurückhaltendes Tier erwiesen. Doch heute hat sie alle überrascht! Kaum war der Schieber geöffnet, lief sie sehr schnell los, um die neue Umgebung zu entdecken! Sie zeigte sich sehr entspannt, neugierig, selbstbewusst und kein bisschen verunsichert. Das Zooteam war besonders erleichtert, als sie nach ihrer ersten Runde auch direkt nochmal in ihrem Vorgehege und Stall vorbeischaute. Ein Zeichen, dass sie dies als sicheren Rückzugsraum anerkennt. Ein klares Zeichen, dass die etwas längere Eingewöhnungszeit ihren Zweck optimal erfüllt hat. Einige morgendliche Zoogäste freuten sich, zu den Ersten zu gehören, die das wunderschöne Tier bei seinem ersten Spaziergang bewundern konnten. Und vor allem für das Team der Zooschule ist es auch wichtig, dass wieder ein Tiger zu sehen ist, denn diese charismatische, in der Natur hochbedrohte Tierart spielt in etlichen Unterrichtseinheiten der Landauer Zooschule eine wichtige Rolle. DÁRIA unterstützt die Umweltbildungsarbeit der Zooschule gleichsam als Botschafterin ihrer Artgenossen im natürlichen Lebensraum. Wild lebende Tiger sind vielen akuten Bedrohungen ausgesetzt.
Männliche Sibirische Tiger sind die größten Raubkatzen der Welt und können ein Gewicht von bis zu 300 kg erreichen. Weibliche Individuen sind mit unter 200 kg deutlich leichter. Ursprünglich kommt diese Tigerunterart im Grenzgebiet zwischen China, Nordkorea und Russland im Gebiet des auch namensgebenden Amur-Flusses vor. Um 1900 lebten insgesamt noch etwa 100.000 Tiger in einem überwiegend zusammenhängenden Verbreitungsgebiet, das sich vom Schwarzen Meer zur Küste des Pazifischen Ozeans und den Großen Sunda-Inseln über 30 asiatische Länder erstreckte. Heute gibt es im Ganzen schätzungsweise noch ca. 5.500 wildlebende Tiger, die nur noch inselartig vorkommen. Der Sibirische Tiger ist eine von heute noch insgesamt sechs bekannten Unterarten des Tigers. Drei weitere Tigerunterarten, der Bali-, der Java- und der Kaspische Tiger, wurden durch menschliche Einflüsse bereits ausgerottet. Verlust des Lebensraums, aber vor allem die intensive Jagd, führen noch heute dazu, dass Tiger in den meisten verbliebenen Verbreitungsgebieten stark bedroht sind. Obwohl es keinerlei wissenschaftliche Belege für die pharmakologische Wirksamkeit gibt, werden fast alle Körperteile des Tigers in der Traditionellen Orientalischen Medizin genutzt und zu hohen Preisen gehandelt. Seit 1987 besteht ein generelles Handelsverbot für Tigerprodukte, doch der illegale Handel blüht leider dennoch.
Ursprünglich war vorgesehen, dass DÁRIA zusammen mit ihrer Schwester DANA aus dem ungarischen Debrecen nach Landau reist. Unglücklicherweise hatte sich DANA jedoch bei den Vorbereitungen zur Verladung verletzt und war damit zunächst nicht transportfähig. Die Landauer Zootierärzte sind mit den Kolleginnen in Debrecen in engem Austausch, DANA scheint sich gut zu erholen, so dass nach wie vor der Plan besteht, dieses Tier nach seiner Genesung nach Landau nach zu holen. Trotz des hohen Bedrohungsstatus der (Unter)Art in den Natur, wird die Zucht in den Zoos begrenzt, auch um Platzprobleme zu vermeiden, so dass in Landau auch zukünftig ein nicht-züchtendes, gleichgeschlechtliches Tigerpaar gehalten wird.